Freien Stromkreis finden: Die besten 5 Tipps

Kaum eine Veranstaltung kommt ohne elektrische Geräte aus. Wir wollen auf keinen Fall einen Kurzschluss, Stromausfall, Tonstörung oder sogar Brand erleben. Es sammelt sich schnell ein großer Strombedarf an: Tonanlage, Bühnenlicht, Bildschirme/Beamer, Kühlschränke, Kaffeemaschinen, Elektropfannen, Heizung/Kühlung. Bei Veranstaltungen muss alles störungsfrei funktionieren und auch die Sicherheit steht im Vordergrund. Deshalb ist eine sichere Stromversorgung sehr wichtig!

Sie fragen sich jetzt vielleicht: „Was ist das Problem? Ich suche mir eine freie Steckdose und fertig!“
Gleiches hat sich vielleicht der Techniker bei der Antrittsrede von Andrea Mayer als Kulturstaatssekretärin gedacht. Ein Stromausfall inmitten der Antrittsrede sorgte für peinliche Minuten ohne Ton und Licht. Mit ein paar einfachen Schritten können Sie solch ein Fiasko verhindern.

Das Ziel ist eine sichere Stromversorgung ohne Kurzschlüsse, Überlastungen, Störungen und Brandgefahr. Dafür müssen wir wissen:

1. Welche elektrischen Geräte müssen angeschlossen werden?
2. Wie viel Strom verbrauchen die Geräte?
3. Wo sollen die Geräte platziert werden?
4. Wie viele getrennte Stromkreise gibt es in der Location und wo sind sie?
5. Wie sind die einzelnen Stromkreise abgesichert?
6. Welche Geräte sind bereits an den Stromkreisen angeschlossen?

Am Besten machen Sie sich eine Liste mit allen elektrischen Geräten, die beim Event verwendet werden sollen. Dann tragen Sie bei jedem Gerät den Stromverbrauch und den Aufstellungsort ein. Sie finden den Strombedarf in Watt direkt am Gerät (Aufkleber, Einprägung) oder in der Bedienungsanleitung. Außerdem haben wir für Sie nützliche Tools für die Stromberechnung vorbereitet.
Leiten Sie nun die Liste an die richtige Stelle (Location Manager, Haustechniker, Eventagentur) weiter, rechtzeitig vor der Veranstaltung. Um sicher zu gehen, lassen Sie sich alles schriftlich bestätigen.

Hier die 5 besten Tipps, wie Sie vorort einen freien Stromkreis finden:

1. Fragen Sie den Locationmanager oder Haustechniker. In einer guten Eventlocation ist man darauf vorbereitet. Beschreiben Sie, welche Geräte Sie verwenden möchten und wo. Idealerweise haben Sie sogar die ausgefüllte Geräteliste dabei. In gut ausgestatteten Locations gibt es genügend getrennte Stromkreise, oft auch Starkstrom. Auch in Clubs, im Bürogebäude und am Firmengelände sollte es einen Haustechniker (Facility Manager) geben, der Ihnen weiterhilft. Bleiben Sie hartnäckig, wenn der Locationmanager/Haustechniker ablehnend reagiert. Oft findet sich dann doch eine Lösung.
2. Ist vorort kein kompetenter Ansprechpartner, müssen Sie sich selbst helfen. Suchen Sie nach freien Steckdosen. Übrigens gibt es nicht nur Wandsteckdosen, sondern auch Deckendosen und Bodendosen. Wir finden ab und zu auch Wandverblendungen, die sich öffnen lassen. Wenn Sie Ostereiersuchen mögen, werden Sie das lieben! Sind die Steckdosen beschriftet (Zahlen/Buchstaben)? Unterschiedliche Beschriftungen bedeuten oft getrennte Stromkreise. Leider nicht immer, deshalb gehen Sie mit dem nächsten Tipp sicher:
3. Suchen Sie den Sicherungskasten für den Raum, in dem Sie sich befinden. Wenn Sie jetzt die Beschriftungen auf den Steckdosen bei den unterschiedlichen Sicherungen finden: Jackpot! Es handelt sich um getrennt abgesicherte Stromkreise. Oft sind aber auch nur die Räume oder Bereiche hingekritzelt. Oder es steht gar nichts dort. Den Stromplan (meist in der Sicherungskasten-Tür) können nur ausgebildete Elektrotechniker lesen. Da hilft der nächste Tipp:
4. Ausprobieren! Nicht die feinste Lösung, aber effektiv. Sicherungen einzeln ausschalten und sehen, wo der Strom ausgeht. Bitte aber nur in Absprache mit der Location. Übrigens schadet es nie zu wissen, wo der Sicherungskasten ist.
5. Zuletzt informieren Sie sich, wer noch die vorhandenen Stromkreise verwenden wird und sprechen sich ab. Zum Beispiel Catering, Technik, Fotobox, Hüpfburg, …

Sie kennen jetzt die freien Stromkreise? Perfekt! Dann können Sie Ihre Geräte beruhigt anschließen. Wenn möglich, planen Sie einen großzügigen Sicherheitspuffer bei jedem Stromkreis ein. Die Tonanlage sollte immer an einem eigenen Stromkreis angeschlossen werden. Um die Übersicht zu behalten, können Sie die Steckdosen auch in Ihrer Geräte-Checkliste eintragen.

Für technisch interessierte haben wir hier ein paar Facts zum Thema „Freie Stromkreise finden“ zusammen getragen:

• Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen „Schukostrom“ und „Starkstrom“.
• Schukostrom („Haushaltsstrom“) kennen Sie von zu Hause von Ihren Steckdosen (in der Wand oder als Stromverteiler und Stromkabel). Schuko ist die Abkürzung für Schutzkontakt. Das ist auch das wesentliche Kennzeichen: ein Stecker mit Schutzfunktion (Erdung). Sie erkennen dies an den kleinen Metallbügeln. Die meisten Geräte in der Eventtechnik haben Schuko-Anschlüsse.In einer Schukostromleitung befindet sich der Außenleiter (Phase), der Neutralleiter und der Schutzleiter (Erdung). Letzterer leitet Fehlerströme ab. Bei einer Fehlfunktion (z.B. Kurzschluss oder Strom am Gehäuse) schaltet die Sicherung den Strom blitzschnell ab.

  Die Leitungen sind mit maximal 16A (Ampere) Stromstärke abgesichert. Bei älteren Gebäuden (Schloss, Museum, Palais) finden sich auch 8A, 10A und 12A Sicherungen. Entsprechend weniger Strom kann hier entnommen werden. Die Stromspannung liegt bei uns bei 230V (Volt), die Frequenz bei 50Hz (Hertz). Beides schwankt in einem festgelegten Spielraum. Um die Leistung (Watt) zu berechnen, multiplizieren Sie einfach die Spannung mit der Stromstärke.
  Die maximale Leistung einer Schukoleitung beträgt somit 3.680 Watt (230V * 16A). Schuko Stecker, Buchsen und Verteiler gibt es auch in (spritz)wasserfesten Ausfertigungen.

• Zum Anschluss von Geräte an Schuko-Steckdosen werden Kaltgeräte-Kabel verwendet. Hier gibt es Verbindungskabel zum „Durchschleifen“ von Geräten. Zum Beispiel können Sie mehrere LED-Spots an einen Stromkreis hintereinander anschließen.
• Eine Besonderheit sind sind Euronetz-Stecker und -Kabel (auch „Eurostecker“). Sie haben diese flachen Stecker sicher schon gesehen. Geräte ohne Metallgehäuse haben oft Euronetzanschlüsse. Sie können zwar an Schukosteckdosen angeschlossen werden, haben aber keinen Schutzleiter („Erdung“). Im Unterschied zu Schukoleitungen können liegt die Maximallast hier bei 2,5A (also 575 Watt).
• Konturenstecker sehen zwar aus wie Schukostecker, haben aber keinen Schutzkontakt-Leiter. Technisch funktionieren Sie also wie Euronetzstecker, können aber mit bis zu 16A belastet werden. Manche Staubsauger und Netzteile von Laptops haben solche Stecker.
• Schukostecker, Konturenstecker und Euronetzstecker können grundsätzlich in zwei Positionen eingesteckt werden. Wenn Sie den Stecker um 180 Grad gedreht anschließen, werden die meisten Geräte problemlos funktionieren. Der Grund ist, dass es sich um Wechselstrom handelt und in den Geräten Schutzvorrichtungen eingebaut sind. Wir empfehlen trotzdem, die Stecker immer richtig einzustecken. Bei manchen Geräten (LED, Schaltern) kann es einen Unterschied machen.
• Eine Besonderheit bei professioneller Veranstaltungstechnik sind Powercon-Stecker. Sie sind meist blau und sehen den Speakon-Steckern bei Lautsprechern sehr ähnlich. Sie haben die Funktion von Kalkgeräte-Anschlüssen, können aber bis zu 32A übertragen. Außerdem haben sie eine Verriegelung als Schutz vor versehentlichem Abziehen. Auch hier gibt es Verbindungskabel zum „Durchschleifen“ mehrerer Geräte und Kupplungen zum Verlängern.

• Die blauen Stecker kennen Sie vielleicht vom Camping („Campingstecker„, „Caravanstecker“). Sie haben eine maximale Leistung von 16A/230V, allerdings im Unterschied zu Schukoleitungen auch bei Dauerlast. Darüber hinaus sind die Stecker und Buchsen spritzwasserfest.
• Starkstrom (Kraftstrom / Drehstrom / Baustrom, CEE, Cekon) erkennen Sie an den großen roten Steckern und Buchsen. Hier werden 3 Phasen gleichzeitig geführt, die Stecker und Buchsen sind 5-polig. Gängig sind 16A (maximal 11kW), 32A (maximal 22kW) und 63A (maximal 43kW) Starkstrom bei 400V Spannung. Selten findet man auch 125A-Anschlüsse. Sie können sich es so vorstellen, dass in einem Starkstromanschluss drei Stromleitungen enthalten sind. In einem 16A-Starkstrom-Anschluss also drei 16A Schuko-Leitungen, in einem 32A-Anschluss drei 32A-Leitungen usw. Auch hier sind die Stecker und Buchsen spritzwasserfest.
• 16A vom 32A Anschluss? Das ist problemlos möglich. Mit einen Starkstromverteiler (Baustromverteiler, österr. „Bock“) oder Starkstromadapter lässt sich das leicht lösen und ist auch erlaubt. Die Stromleitung und Sicherung ist hier ja für 32A ausgelegt, Sie entnehmen aber weniger.
• 32A vom 16A Anschluss? Leider steht man bei Events öfter vor diesem Dilemma. Es ist nur ein 16A Anschluss vorhanden, ein Gerät mit 32A-Anschluss soll aber verwendet werden (z.B. Licht-Dimmer). Ganz klar: Es ist verboten und gefährlich. Technisch möglich es aber. Man sieht diese Adapter öfters (16A auf 32A). Das Problem ist, dass die Leitungen und vor allem die Sicherung nur für maximal 16A ausgelegt sind. Wenn das Gerät nun weniger als 16A Strombedarf hat, kann das funktionieren. Sollte es aber mehr als 16A benötigen, wird im besten Fall die Sicherung fliegen. Im schlechtesten Fall kommt es zu einem Brand. Wir raten also in jedem Fall von dieser Bastellösung ab!
• Der Sicherungskasten (eigentlich Verteilerkasten) gibt Ihnen wichtige Infos zur Stromversorgung. In modernen Stromanlagen gibt es Sicherungsschalter (Leitungsschutzschalter) und FI-Schalter (Fehlerstromschutzschalter). Mit den Sicherungsschaltern können einzelne Stromkreise unterbrochen werden. Einzelne Schalter für Schukoleitungen, 3fach-Schalter für Starkstromleitungen. Hier sehen Sie auch, mit wie viel Ampere die einzelnen Leitungen abgesichert sind. Dazu gibt es einen oder mehrere FI-Schalter. Diese kappen den Strom, wenn Menschen in den Stromkreis gelangen. Bei älteren Anlagen sind Schmelzsicherungen im Einsatz. Gemäß dem Namen schmilzt im Fehlerfall der Schmelzleiter und die Sicherung muss ersetzt werden. Erkennbar ist das an einem kleinen Farbplättchen (Kennmelder), das sich bei einem Fehler löst. Die maximalen Ampere sind auf der Sicherung aufgedruckt oder durch Farbcodes angegeben.

Wie bei allen Aufgaben einer Veranstaltung: Planung ist wichtig. Überlegen Sie im Vorfeld, welche elektrischen Geräte Sie einsetzen wollen. Erstellen Sie eine Checkliste mit dem Strombedarf, bei größeren Projekten einen Stromplan. Kontaktieren Sie die Location und lassen Sie sich alles schriftlich bestätigen. Mit dieser Vorbereitung und unseren Tipps werden Sie vorort einen freien Stromkreis finden!

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und ausreichend Strom bei Ihrer nächsten Veranstaltung!

Wenn Sie Unterstützung brauchen, Fragen haben, Strom-Material mieten oder einen unserer Eventtechniker buchen möchten, freuen wir uns auf Ihre Nachricht. Gleich hier im Kommentarbereich oder per email an technikguru@eventpakete.at !