Es ist wahrscheinlich jedem schon einmal passiert: Die Tonanlage brummt (oder summt) – oder Schlimmeres. Hier erfahren Sie, woran es meistens liegt und was man dagegen tun kann. Wie immer beginnen wir mit einem leicht verständlichen Teil für alle Leser. Am Ende gibt es noch technische Details für die „Techies“.

Tonanlage brummt - Was tun?

Was verursacht Brummen in der Tonanlage?

Ein unangenehmes Grundgeräusch kann verschiedene Gründe haben. Meistens ist es recht einfach zu erklären und auch zu lösen. In manchen Fällen kann es aber auch ganz schön „tricky“ sein. Grundsätzlich können Störgeräusche durch Erdungsprobleme, äußere Einflüsse oder ein defektes Gerät entstehen. Das Brummen ist bei lauter Musik vielleicht noch zu ertragen. Hingegen ist es beim Abendessen mit angenehmer Hintergrundmusik, bei Ansprachen oder im Studio ein No-Go.

Das Wichtigste zuerst: Bitte bewahren Sie Ruhe. In 99,9999% der Fälle ist der Fehler einfach zu finden. Gehen Sie Punkt für Punkt durch, bis die Lösung gefunden ist.

Die häufigsten Gründe für ein Brummen in der Tonanlage:

  1. Ist ein Laptop an Ihre Tonanlage angeschlossen? Oft sorgen (minderwertige) Netzteile für das Brummen. Stecken Sie das Netzteil ab – vielleicht war es dann schon.
  2. Verwenden Sie Plattenspieler (Turntables) in Ihrem Sound-Setup? Sie sollten auf der Rückseite ein Massekabel finden. Dieses muss mit der Masseschraube am Mischpult verbunden sein.
  3. Wird am gleichen Stromkreis auch eine Lichtanlage betrieben? Falls ja, stecken Sie diese komplett aus. In jedem Fall sollte Lichttechnik (und auch Videotechnik) nicht am gleichen Stromkreis wie die Tonanlage betrieben werden.
  4. Sind sonstige Geräte am selben Stromkreis angesteckt? Beispielsweise TV-Bildschirm, Heizung, Kaffeemaschine, Klimaanlage, Kühlschrank? Bitte ausstecken und an einen anderen Stromkreis wieder anstecken.
  5. Hat sich jemand unbemerkt an Ihren Tonanlagen-Stromkreis angeschlossen? Das passiert leider immer wieder. Beispielsweise andere Dienstleister, die Geräte ungefragt anstecken. Der Klassiker ist der Hüpfburgbetreiber mit dem Gebläse 😉  Wir kleben oft sogar freie Steckdosenplätze ab, um das zu verhindern.

Die goldene Regel: Am Stromkreis der Tonanlage darf nur die Tonanlage angeschlossen werden. Sonst nichts. Und ja, die ganze Tonanlage auf den gleichen Stromkreis. Auch wenn das längere Kabelwege bedeutet.

Vorbeugung statt Schaden

Sie können bereits vorbeugend einiges tun, ohne ein Elektrotechnik-Studium absolvieren zu müssen. Mit sehr einfachen Mitteln werden Sie hier unglaublich viel erreichen!

  1. Versuchen Sie, möglichst kurze Kabelwege zu erreichen (Strom & Audio).
  2. Schließen Sie Ihre gesamte Tonanlage an einen Stromkreis an.
  3. Schließen Sie nichts anderes an diesen Stromkreis an.
  4. Verwenden Sie ausschließlich hochwertiges Material (Kabel, Geräte).
  5. Verlegen Sie den Strom möglichst sternförmig.
  6. Stecken Sie die „Tonzentrale“ (also Ihr Tonmischpult) möglichst weit vorne an einer Steckdose an.
  7. Nutzen Sie die Ground-Lift-Schalter an DI-Boxen und Audio-Geräten.
  8. Entkoppeln Sie Audio-Geräte in einem Rack.

Störung von außen

Wenn die Tonanlage brummt, kann es auch an Störeinflüssen von außen liegen. Sie haben es sicher schon erlebt: Das Handy liegt nahe bei einem Lautsprecher und sucht das Signal. Schon knackst und kracht es in der Box. Deshalb raten wir übrigens auch immer allen Vortragenden mit Funkmikrofonen, ihre Handies abzuschalten.

Störgeräusche von außen werden oft von Kabeln aufgenommen. Je besser die Abschirmung des Kabels, desto besser geschützt sind sie. Symmetrische Leitungen verwenden zusätzlich einen genialen Trick – dazu unten mehr. Ganz entscheidend ist: Verwenden Sie keine billigen Kabel. Nicht nur, dass die Lebensdauer extrem begrenzt ist. Sie sind oft auch sehr empfindlich für Störungen aller Art und Fehlerquelle Nr. 1.

Jetzt wird es technisch

Sehen wir uns die möglichen Gründe von Brummen der Tonanlage etwas genauer an. Generell begegnen uns 3 mögliche Ursachen: Erstens die gefürchtete Brummschleife. Zweitens können es äußere Störungseinflüsse sein. Zuletzt kann auch ein technischer Defekt vorliegen.

Wie entsteht eine Brummschleife?

In einem Sound-Setup verwenden Sie verschiedene elektrische Geräte. Zum Beispiel ein Tonmischpult, Verstärker, aktive Monitorboxen, Effektgeräte, E-Gitarre, Keyboard, Laptop, DJ-Controller. Sie sind alle an die gleiche Erdung angeschlossen. auch wenn sie nicht am gleichen Stromkreis hängen, laufen die Stromleitungen beim Hausverteiler oder spätestens beim E-Werk zusammen.
Zusätzlich sind diese Audio-Geräte durch Tonkabel miteinander verbunden. Die E-Gitarre und das Keyboard mit dem Mischpult, das Mischpult mit dem Verstärker und den Monitorboxen und so weiter.
Einige Geräte sind geerdet, andere nicht. Manche der Audiokabel haben auch eine Erdungsleitung und verbinden damit die Erdungen der Geräte miteinander. Dadurch können geschlossene Kreise entstehen, sogenannte Erdungsschleifen.

Die Fläche, die durch solche geschlossenen Erdungskreise entsteht, wirkt elektrotechnisch wie eine Antenne. Störungsquellen, die innerhalb dieses Bereiches liegen, können sich durch Störgeräusche äußern. Typisch ist ein tieffrequentes Brummen, nämlich mit den ca. 50 Hertz des Stromnetzes („Netzbrumm“).

Eine Brummschleife entsteht, wenn mehrere Geräte an einer Strom-Erdung angeschlossen sind (deshalb auch „Erdungsschleife“). Sind alle Komponenten der Tonanlage an der gleichen Erdung angeschlossen, sollte es keinen Brumm geben. In der Realität ist das leider kaum möglich. Regelmäßig haben wir es mit geerdeten und ungeerdeten Tonleitungen zu tun. Manche Geräte haben einen Stromanschluss mit Erdung („Kaltgerätestecker“), manche ohne Erdung („Euronetzstecker“). Im Tonstudio kann man bei einer Fixinstallation die Erdungen aller Geräte auf eine „Zentralerdung“ legen. Im Liveeinsatz ist das nicht praktikabel, weil dazu die Geräte oder Kabel geöffnet und umgebaut werden müssen.

Wie kann ich eine Brummschleife beheben?

Wenn die Tonanlage brummt, können Sie jedes einzelne Audiokabel testweise abstecken. Ist der Brumm weg, haben Sie das Problem zumindest eingekreist. Wenn an dieser Tonleitung ein asymmetrisches Kabel hängt oder ein Gerät mit asymmetrischem Ausgang, kann eine DI-Box helfen. Sie können auch testweise ein anderes Audiokabel verwenden. Sollte das Kabel defekt sein, ist das Problem gelöst.

Manche Brummschleifen sind hartnäckig. Versuchen Sie, die Fläche der Antenne zu verkleinern, indem Sie die Verkabelung ändern (Strom und Ton).

Ein technischer Defekt ist der Grund

  1. Ein defektes Tonkabel kann der Grund für Störgeräusche sein. Gehen Sie alle Ihre angeschlossenen Tonkabel durch. Kontrollieren Sie sie auf sichtbare Beschädigungen. Beispielsweise kann ein Kabelmantel gerissen sein oder ein Stecker locker sein. Ersetzen Sie diese Kabel.  Brummt es immer noch, tauschen Sie nach und nach alle Tonkabel aus.
  2. Haben Sie defekte Kabel ausgeschlossen, kann es an einer bestimmten Kabelverbindung liegen. Verdächtige sind E-Gitarren, Keyboards, Laptops, DJ-Controller aber auch AUX-Wege / Monitorwege / Effektwege beim Tonmischpult. Versuchen Sie, die Fehlerquelle durch abstecken/einstecken zu lokalisieren. Mit DI-Boxen können Sie asymmetrische Leitungen einfach in symmetrische umwandeln. Testen Sie auch den Ground-Lift-Schalter an den DI-Boxen.
  3. Einen seltenen Fall wollen wir Ihnen nicht verschweigen. Verwenden Sie verschiedene Zusatzgeräte in einem Side-Rack (z.B. Effektgerät, Kompressor, …)? Hier könnte der Wurm liegen. Diese Geräte sind meistens in einem Metallgehäuse auf den Rackschienen festgeschraubt.
  4. Den Stromstecker bei Geräten umdrehen bringt übrigens selten etwas. Hochwertige Geräte sollten für beide Steckrichtungen ausgelegt sein. Einen Versuch ist es aber wert, wenn alles andere bereits ausgeschlossen wurde.

Nichts hat geholfen, die Tonanlage brummt immer noch. Was jetzt?

Der sehr unwahrscheinliche Fall ist eingetreten, dass keine bisherige Lösung geholfen hat? Zugegeben, dann haben Sie vor allem in einer Live-Situation ein Problem. Relativ machtlos sind Sie in diesen Fällen:

  • Die Hauselektrik ist fehlerhaft. Das sollte eigentlich schon beim Aufbau/Technikcheck aufgefallen ein. Leider tauchen in manchen Locations die Probleme erst während der Veranstaltung auf. Wenn zum Beispiel das Catering alle Geräte hochfährt. Gleiches gilt übrigens auch für minderwertige oder unterdimensionierte Stromgeneratoren.
  • Ein wesentliches Gerät der Tonanlage (z.B. das Mischpult) hat einen technischen Defekt. Wir empfehlen Ihnen, nur hochwertige Tontechnik und Verkabelung einzusetzen. Vor allem auch, wenn Sie eine Tonanlage anmieten. Im Live-Einsatz können Sie versuchen, ein Not-Programm zu starten. Wenn Sie zum Beispiel ein Tonmischpult als Backup mit haben, können Sie ein defektes ersetzen.

McGyver lässt grüßen: Auf keinen Fall dürfen Sie bei Stromsteckern den Schutzkontakt (Erdung) abklemmen. Vielleicht ist dann das Brummen weg, aber auch Ihr Leben. Ganz allgemein: Strom ist lebensgefährlich. Deshalb dürfen nur Elektriker Veränderungen an der Stromversorgung vornehmen.

Auch wenn Sie bei einer Störung verständlicherweise verärgert sind: In dieser Situation gilt es das Beste heraus zu holen. Den Locationmanager oder Haustechniker können Sie nach dem Event auch noch anschreien 😉 Gehen Sie auch ehrlich mit der Situation um (z.B. gegenüber dem Veranstalter, Brautpaar, Künstlern, …). Nette Menschen werden verständnisvoll reagieren. Oft kann mit einer Technik-Notvariante auch noch viel heraus geholt werden. In der Regel wird Ihr voller Einsatz bei Schwierigkeiten sehr geschätzt werden!

Insider-Infos für „Techies“

Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Störgeräusche wie ein Brummen in der Tonanlage überhaupt entstehen können, sind Sie hier richtig!

  • Einerseits können Störgeräusche entstehen, wenn Geräte und/oder Leitungen nicht an der gleichen Erdung anliegen. Die zweite Möglichkeit sind Störeinflüsse von außen, z.B. bei Kabelwegen.
  • Das nervige Brummen der Tonanlage entsteht durch „Brummschleifen“ bzw. „Erdungsschleifen“. Sie schließen mehrere geerdete Geräte einer Tonanlage an einen Stromanschluss an. Dann verbinden Sie diese Geräte mit Audiokabeln. So entsteht  eine „Stromschleife“ und eine „Antenne“. Diese kann sich einem unangenehmen tiefen Brummen äußern. Das Stromnetz bei uns läuft mit 50Hz und genau das ist dieser Brummton. Wenn Sie die Tonanlage an verschiedenen Steckdosen / Stromkreisen anschließen, wird die „Antenne“ noch größer. Für weiter gehende Information gibt es einen tollen Artikel hier.
  • Asymmetrisch oder Symmetrisch? Wo immer möglich, verwenden Sie symmetrische Leitungen. Diese schützen besser gegen Störgeräusche. Sie erkennen diese an den 3-poligen Steckern (z.B. XLR). In symmetrischen Kabeln gibt es 2 Signal-Leiter plus eine Abschirmung. Technisch gesehen wird auf beiden Signalleitern das gleiche Signal gesendet. Es wird aber phasenverdreht gesendet, sodass sich Einstreuungen gegenseitig auslöschen. Asymmetrische Kabel hingegen gibt es nur einen Signalleiter und eine zweite Leitung (2. Pol und Schirm in einem). Die Anfälligkeit für Störungen ist hier wesentlich höher.
  •  Symmetrisch werden meist Mikrofon-Signale und Line-Signale übertragen. Verbindungen zwischen zwischen Tonmischpult und Effektgeräten, Verstärkern und aktiven Lautsprechern sollten ebenfalls symmetrisch sein. Instrumente und Zuspielgeräte (z.B. CD-Player, DJ-Controller, …) haben oft nur asymmetrische Anschlüsse. Cinch-Kabel sind immer asymmetrisch, Klinkekabel können symmetrisch oder asymmetrisch ein.
  • Vor allem bei langen Kabelwegen sollten symmetrische Leitungen eingesetzt werden.

Die Wunderkiste: DI-Box

DI-Boxen sind die wahren Helden einer Tonanlage. Sie sind klein, leicht, günstig und doch so wertvoll. Sie können auf zwei geniale Arten Störgeräusche verhindern / verringern:

  • Umwandlung von asymmetrische in symmetrische Signale. Yeah!
  • Der Ground-Lift-Schalter: Trennt die Masse des Eingangssignals von der Masse des Ausgangssignals. Masseschleife ade!

Wir empfehlen, asymmetrische Signale in symmetrische Signale umzuwandeln. Zum Beispiel E-Gitarre (Klinkenausgang), Keyboard (Stereo-Klinkenausgang), CD-Player/DJ-Controller (Cinch Stereoausgang). Insbesondere für längere Kabelwege bitte symmetrische Kabel verwenden. Bei Lautsprecherkabeln (Verbindung Verstärker – Boxen) ist es etwas anders. Hier fließen wesentlich höhere Ströme, dadurch sind sie weniger anfällig auf Störungen von außen.

Ton und Licht auf einen Stromkreis?

Gleich vorweg: Es kann auch gut gehen. In manchen Locations gibt es einfach keine 2 getrennten Stromkreise. Als DJ oder Liveband hat man dann die Wahl: Nur Ton ohne Licht oder beides auf einem Stromkreis. Mit hochwertiger Eventtechnik / Kabeln sowie einem sorgfältigen Aufbau / Verkabelung kann das klappen. Spätestens aber wenn Licht-Dimmer zum Einsatz kommen, ist der störungsfreie Spaß zu Ende. Leider zeigt die Erfahrung auch, dass beim Aufbau alles bestens sein kann und dann plötzlich während der Veranstaltung die Störgeräusche kommen. Reagieren ist dann schwierig.

Schon aufgrund der Tatsache, dass der verfügbare Strom bei nur einem Kreis knapp wird: LED-Lichttechnik hilft hier sehr. Sie verbraucht wesentlich weniger Strom als herkömmliche Lichtanlage. Dazu kommt, dass hochwertige LED-Geräte weniger Tonstörungen verursacht. Für den Live-Einsatz empfehlen wir, ein „Notfall-Setup“ zusammenzustellen. Ein Minimal-Paket mit Tonanlage und Lichtanlage, das mit einem Stromkreis (und Puffer) auskommt. Testen Sie es vorab ausgiebig, ob es zu Störgeräuschen im Vollbetrieb kommt.

Wie Sie einen freien Stromkreis finden, lesen Sie in diesem Artikel.

ZUSAMMENFASSUNG

Wir können Ihnen aus unserer langjährigen Erfahrung versichern: Mit den oben angeführten Punkten lösen Sie 99.99% der Probleme mit Brummen der Tonanlage. Wichtig ist:

  1. Vorbereitung ist alles! Hochwertige Kabel und Geräte verwenden. Kabel regelmäßig mit Kabeltester durchtesten und auf sichtbare Beschädigungen prüfen. Wenn Sie eine Tonanlage anmieten: Achten Sie auf hochwertiges Mietequipment.
  2. Locationcheck: Wie viele / welche Stromkreise und Steckdosen gibt es? Wo sind sie? Wer schließt noch was an?
  3. Planung der Tonanlage im Vorfeld.
  4. Nehmen Sie Backup-Equipment mit (Ersatz-Tonmischpult, Ersatzkabel, …).
  5. Sorgfältiger Aufbau, insbesondere der Verkabelungen. Beschriften Sie Kabel und Eingänge/Ausgänge.
  6. Tritt ein Fehler ein: Ruhe bewahren!
  7. Gehen Sie Punkt für Punkt die Störungscheckliste durch. Beginnen Sie mit häufigen/einfachen Fehlermöglichkeiten. Erst danach kommen die komplizierteren Lösungen.
  8. Gehen Sie offen und ehrlich mit etwaigen Problemen um.

Wir wünschen Ihnen beim nächsten Event eine Tonanlage ohne Brummen!

Wenn Sie Fragen haben, Unterstützung brauchen, eine Tonanlage mieten möchten oder einen unserer Tontechniker buchen möchten, freuen wir uns auf Ihre Nachricht. Gleich hier im Kommentarbereich oder per email an technikguru@eventpakete.at !

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